Das Informationsportal zur Geschichte der syndikalistischen Arbeiterbewegung

 

Institut für Syndikalismusforschung

 

 

Home

 

Suche auf Syfo /Search Syfo Pages

 

Other Languages/

Otras Lenguas

 

Kontakt

 

Impressum

 

Geschichte der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland - Ein virtuelles Museum - Teil 4

 

Die Personengruppenorganisationen

Die „Syndikalistisch- Anarchistische Jugend Deutschlands“ (SAJD)


Zwei Personengruppen innerhalb der FAUD bildeten aufgrund eigener Spezifika noch mal gesonderte Bereiche. Die Jugend konstituierte sich seit 1921 als „Syndikalistisch-Anarchistische Jugend Deutschlands (SAJD). Ihre Hauptaktivitäten lagen im Organisieren von Veranstaltungen, Wanderausflügen und Werbung für den Anarcho-Syndikalismus. Sie hatte reichsweit bisweilen mehrere Tausend Mitglieder und verteilte sich, wie die FAUD auf nahezu das gesamte Reichsgebiet. Diese zwar organisatorisch von der FAUD unabhängige, dieser jedoch sehr nahestehende SAJD formierte sich nach internen Richtungskämpfen zwischen Individualisten und syndikalistisch orientierten Mitgliedern aus der sehr zerstreuten anarchistischen Jugend („Freie Jugend“) heraus, welche auch maßgeblich von Ernst Friedrich („Krieg dem Kriege“) beeinflusst wurde. Über ein eigenes Organ namens „Die junge Menschheit“ verfügten sie als Beilage im FAUD- Organ „Der Syndikalist“. Als weiteres Organ erschien das Monatsblatt „Junge Anarchisten“. Mitte der zwanziger Jahre kam es dann innerhalb der SAJD noch mal zu einem Loslösungsprozess von individualistisch-organisationsfeindlichen Richtungen (Friedrich) und zum klaren Bekenntnis für den organisierten revolutionären Klassenkampf und generell für das Führen von Tageskämpfen.

Die SAJD band sich somit noch fester an die FAUD, dessen Prinzipienerklärung als maßgebend für die eigenständig bleibende Jugendorganisation anerkannt wurde. Organisatorisch übernahm die SAJD den Aufbau der FAUD. So organisierten sie sich auf Kreis-, Landes- und Reichsebene, richteten „Bezirksinformationsstellen“ und eine Reichsinformationsstelle analog zu den Agitationskommissionen und zur Geschäftskommission der FAUD. Tatsächlich erwuchsen aus dieser Jugendorganisation eine Vielzahl der führenden Aktiven der FAUD der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre, die sog. „Zweite Generation“ der FAUD, nach der ersten, die sich noch aus den Vorkriegsmitgliedern speiste. Diese noch stärker betrieblich orientierte erste Generation verlor zunehmend an innerorganisatorischen Einfluß, während die Folgegeneration die angestrebte Synthese aus Syndikalismus und Anarchismus noch am meisten verkörperte.

 

 

 

Titel der gleichnamigen Jugendzeitschrift.

Für weitere Informationen Bild anklicken.

 

Der Göppinger Anarcho-Syndikalist
Hugo Rentschler in jungen Jahren (Bild links)

 

 

Programm des "Syndikalistischen Frauenbundes".

Bild anklicken für weitere Informationen.

 

Kinderwille - Organ der Freiheitlichen
Kindergruppen (1928)

 

Der „Syndikalistische Frauenbund“ (SFB)

 

Neben der Jugend verlangten auch die organisierten Frauen eine spezielle Organisationsform. Sie gaben sich schon Anfang der zwanziger Jahre eine programmatische Grundlage und riefen in Kooperation mit der Geschäftskommission dazu auf, reichsweit syndikalistische Frauenbünde zu gründen. Die meisten Ortsvereine existierten jedoch nur kurzweilig. Die Frage danach, ob die Frauenbünde einen eigenen Produktionssektor darstellten oder auf der oben beschriebenen Konsumptionsebene organisiert gehörten, war in der Gesamtorganisation, wie in den Frauenbünden selber heftig umstritten. Der sich konstituierende „Syndikalistische Frauenbund“ (SFB) engagierte sich für Sexualhygiene, die legale Abtreibung und verstand sich auch als Ergänzung zu den ggf. streikenden Männern, welchen sie durch organisierte Boykottbewegungen zur Seite stehen wollten. Die Ansicht, als eigenständiger Produktionssektor agieren zu wollen, setzte sich nicht durch. Der Syndikalistische Frauenbund verfügte über das Organ „Der Frauenbund“, das als regelmäßige Beilage im „Syndikalist“ erschien. Charakteristisch für die syndikalistischen Frauen im Gegensatz zur übrigen Frauenbewegung war ihr stolzer Bezug auf ihre Rolle als Hausfrauen und Mütter. Für die meisten syndikalistischen Frauen bedeutete Gleichberechtigung nicht die Maloche in der Fabrik, sondern die Anerkennung und Würdigung ihrer Arbeit im Haushalt und in der Kindererziehung. Dementsprechend bestimmten Themen in diesem Zusammenhang auch die syndikalistische Frauenpresse. Die Frauenbünde wurden nach Eigenangabe gerade wegen frauenspezifischer Themen gegründet, wohingegen berufstätige Frauen sich in den bestehenden Industrieföderationen organisieren sollten.

Obwohl ihre männlichen Genossen auch auf FAUD- Kongressen (dazu gab es sogar einen Kongressbeschluss) und von der Geschäftskommission aufgefordert wurden, dafür zu sorgen, an jedem Ort auch Frauenbünde mit aufzubauen, verweigerten Syndikalisten an vielen Orten ihre aktive Mitarbeit. Die Frauen beschwerten sich häufig sogar über regelrechte Boykotts seitens ihrer Genossen.

Doch gab es auch Orte, an denen die Zusammenarbeit von Respekt und Solidarität gekennzeichnet war. Der Frauenbund erreichte reichsweit Mitgliederzahlen von 800 bis 1.000 Frauen.


Die Kinderbewegung
 

Als weiterer Bereich kann noch die FAUD-interne Kinderbewegung genannt werden, welche oft von den Frauenbünden betreut wurden. Als Organ erschien von 1928 bis 1930 der „Kinderwille“ mit einer Auflage bis zu 600 Exemplaren. Die Kinder sollten zu selbstbewusste gesellschaftsfähige Individuen erzogen werden, welche im Geiste gegenseitiger Hilfe und Solidarität heranwachsen zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten. Die anarcho- syndikalistischen Kinderorganisationen belegen noch mal den Anspruch, wirklich alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens zu einer organischen Einheit zu verbinden. Die meisten Kindergruppen waren jedoch nur von kurzer Lebensdauer.

 

Die Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA)
 

Bei der Reorganisierung der internationalen syndikalistischen Bewegung spielte die hiesigen Syndikalisten sogar die Hauptrolle. Als die kommunistischen Parteien unter Moskaus Führung sich Anfang der zwanziger Jahre anschickten, die Rote Gewerkschafts- Internationale zu gründen, um alle Konkurrenzorganisationen aus dem Wege zu räumen, schalteten die Protagonisten der internationalen syndikalistischen Bewegung schnell und gründeten rechtzeitig im Jahre 1922 die Internationale Arbeiter- Assoziation, als bewusste Fortsetzung der 1. Internationale in bakuninscher Tradition. Rudolf Rocker und Augustin Souchy (beide Deutschland – FAUD) wurden zusammen mit dem Russen Alexander Schapiro in den Vorsitz gewählt. Das Büro befand sich bis 1933 in Berlin. Die Organisation hatte zu Beginn über eine Million Mitglieder – Im Jahr 1936 sollten es alleine in Spanien etwa 1 ½ Millionen werden. Für Millionen von Arbeitern war die von Rudolf Rocker verfasste Prinzipienerklärung maßgebend. Wie kam es zu dieser beeindruckenden internationalen Bewegung, als dessen Höhepunkt die Spanische Revolution angesehen werden kann?
 


Die Aufgabe des internationalen Zusammenschlusses.


 

Nachdem sich auf dem 12. Kongreß der Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften die Syndikalisten innerhalb Deutschlands zur FAUD zusammengeschlossen hatte, tauchte der Plan auf, eine ähnliche Vereinigung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung der ganzen Welt zu schaffen.

Schon vor dem Kriege war in London vom 27. September bis zum 20. Oktober 1913 ein internationaler syndikalistischer Kongreß abgehalten worden, der in einer Resolution der internationalen syndikalistischen Bewegung die theoretische und taktische Grundlage gegeben hat. Zur Aufrechterhaltung und Förderung der internationalen Verbindung wurde das nationale Arbeiter- Sekretariat von Holland beauftragt, ein „Internationales Syndikalistisches Informations- Komitee“ zu errichten. Die Arbeitsmöglichkeiten dieser Einrichtung wurden jedoch durch den bald darauf ausbrechenden Weltkrieg vollkommen unterbunden. Alle Bemühungen, die Verbindungen aufrecht zu erhalten oder wieder herzustellen, blieben ohne Erfolg, da die militärische Zensur den Briefwechsel unmöglich machte. Als der vorläufige Rat der Roten Gewerkschafts- Internationale Einladungen für einen internationalen Kongreß der revolutionären Gewerkschaften, der im Mai 1921 in Moskau stattfinden sollte, an alle Länder ergehen ließ, entschlossen sich die FAUD und das nationale Arbeiter- Sekretariat von Holland zu dem Versuch, die revolutionären syndikalistischen Organisationen der Welt auf einer Konferenz zu versammeln, auf welcher zu jener Einladung Stellung genommen werden sollte. Dieser Versuch war von Erfolg gekrönt. Vom 16. bis 20. Dezember 1920 traten in Berlin die Vertreter von 977.000 revolutionär- syndikalistisch gesinnten Arbeiten zusammen.

Die Aufgabe der Konferenz war, eine einheitliche Haltung sämtlicher syndikalistischer Organisationen in der Stellungnahme gegenüber dem einberufenen Kongreß der RGI zu erzielen. Der dritten kommunistischen Internationale schon angeschlossen waren die italienischen und spanischen syndikalistischen Organisationen, allerdings ohne deren wahre Ziele zur Zeit des Anschlusses vollständig erkannt zu haben. Da die weitere Entwicklung in Russland den syndikalistischen Verbänden bald die Augen öffnete und die Gefahr ihres Austrittes bestand, wurde von den Bolschewisten die RGI ins Leben gerufen, der sich auch die übrigen Syndikalisten anschließen sollten. In der Tat waren diese fast alle zu solchem Vorgehen bereit unter der Bedingung der Anerkennung der Selbständigkeit der syndikalistischen Bewegung. Auf der Konferenz in Berlin traten starke Meinungsverschiedenheiten hervor. Während die französischen Delegierten und die Abgeordneten der englischen Shop- Stuart Bewegung sich rückhaltlos auf den Boden der „Diktatur des Proletariats“ stellten, lehnten die deutschen und schwedischen Syndikalisten diese grundsätzlich ab. Man einigte sich schließlich in einem Kompromiß. Man beschloß, sich auf den Ausdruck „Besitzergreifung des Grund und Bodens und der Produktionsmittel durch die revolutionäre Wirtschaftsorganisation der Arbeiter“ zu einigen. Schließlich wurden sechs Punkte von der Konferenz aufgestellt, deren Genehmigung durch die RGI für den Anschluß der Syndikalisten bestimmend sein sollte.

Die Beschlüsse der Internationalen Syndikalistischen Konferenz waren gemäß den Grundsätzen des Syndikalismus für die einzelnen Landesverbände nicht zwingend. Infolgedessen musste, um die Entscheidung über die Beschickung des revolutionären Kongresses für die deutsche syndikalistische Arbeiterbewegung herbeizuführen, die FAUD eine Reichskonferenz zur Beschlussfassung einberufen. Diese trat am 6. und 7. März 1921 in Berlin zusammen. Die Anhänger und die Gegner der Beschickung des Moskauer Kongresses hielten sich die Waage, so dass ein Beschluß, der allgemeine Anerkennung gefunden hätte, nicht gefasst werden konnte. Es wurde deshalb vorgeschlagen, die Entscheidung den Mitgliedern der FAUD selbst zu überlassen und zu diesem Zweck eine allgemeine Abstimmung herbeizuführen. Mit 32 gegen 9 Stimmen einigte sich die Konferenz auf folgende Resolution: „Die Konferenz beschließt, Delegierte für den Kongreß in Moskau zu wählen. Darüber, ob die Delegierten zum Kongreß gehen oder nicht, wird vier Wochen vor dem Stattfinden desselben eine Urabstimmung in der FAUD (Syndikalisten) vorgenommen. Die Delegierten dürfen von unseren Prinzipien nicht ein Jota abweichen, sondern haben alles daran zu setzen, um eine Syndikalistische Internationale auf dieser Grundlage ins Leben zu rufen mit oder ohne Russland.

Die auf Veranlassung des Reichskonferenz – Beschlusses nunmehr ausgeschriebene Urabstimmung wurde sehr mangelhaft durchgeführt. An der Abstimmung beteiligten sich nur 108 Organisationen mit 25.561 Mitgliedern. Von diesen stimmten für die Beschickung des Moskauer Kongresses 6.165 Mitglieder, dagegen 7.321, und 12.075 Mitglieder enthielten sich der Stimme. Verschiedene große Bezirke nahmen überhaupt gar keine Urabstimmung vor, sondern teilten die in Mitgliederversammlungen gefassten Majoritätsbeschlüsse der Geschäftskommission mit, jedoch ohne Zahlenangaben. Andere Bezirke wieder lehnten eine erneute Stellungnahme überhaupt ab mit der Begründung, dass sie sich bereits vor der Reichskonferenz vom 6. März 1921 gegenüber der Sendung einer Delegation nach Moskau ablehnend verhalten hätten. Insgesamt beteiligten sich an der Abstimmung nicht ungefähr 300 Organisationen mit 75.000 Mitgliedern.

Seit der Reichskonferenz veröffentlichte die syndikalistische Presse nahezu in jeder Ausgabe Artikel über die Verhältnisse in Russland, die ungünstig lauteten. Ganz besonders mussten die Berichte über die Verfolgungen der Syndikalisten und Anarchisten unter dem bolschewistischen Regime die Leser beeinflussen. So kann man wohl annehmen, dass die Ablehnung der Teilnahme an dem Kongreß der RGI weit größer war, als es das Verhältnis des Abstimmungsergebnisses zum Ausdruck gebracht hatte. Das Resultat des Moskauer Kongresses sollte den Gegnern der RGI die Richtigkeit ihrer Anschauung beweisen. Denn die Tagung führte keineswegs zur Gründung einer selbständigen revolutionären Gewerkschafts- Internationale, sondern unterstellte die RGI dem Exekutiv- Komitee der dritten Internationale. Das musste den schon auf der syndikalistischen Reichskonferenz vom März 1921 aufgetauchten Wunsch nach Gründung einer selbständigen syndikalistischen Internationale wieder aufleben lassen. Auf dem dreizehnten Reichskongreß der FAUD am 13. Oktober 1921 wurde dann auch mit Zustimmung der anwesenden Delegierten Amerikas, Hollands, Schwedens und der Tschecho- Slowakei ein Beschluß angenommen, der anregte, für den Frühling des Jahres 1922 einen Internationalen syndikalistischen Kongress einzuberufen, als dessen Basis die auf der ersten Berliner Vorkonferenz vom Dezember 1920 aufgestellte Resolution unter Ausschluß des 6. Punktes dienen sollte.



Die Lösung der Aufgabe des internationalen Zusammenschlusses.

 

Der Beschluß von Oktober 1921, der in Düsseldorf auf dem 13. Reichskongreß der FAUD gefasst worden war, nach welchem im Frühjahr 1922 ein internationaler Kongreß der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung stattfinden sollte, konnte infolge von Schwierigkeiten, die sich auf internationalem Gebiete ergeben, nicht rechtzeitig verwirklicht werden. Die revolutionären Syndikalisten Frankreichs und Italiens hatten in ihren Reihen noch Strömungen, die in der Richtung der RGI tendierten. Seit der ersten internationalen syndikalistischen Konferenz vom Dezember 1920 war jedoch ein Zeitraum von anderthalb Jahren verflossen und die Erfahrungen, die die revolutionären Syndikalisten aller Länder in dieser Zeit mit der Sowjetrepublik, die die Syndikalisten und Anarchisten innerhalb Russlands verfolgt und gefangen nahmen und außerhalb sich um deren Gunst bewarb, gemacht hatten, veränderten die Sachlage. Als die Abgesandten Frankreichs und Spaniens vom Kongreß der RGI enttäuscht zurückkehrten, beriefen deren Landesorganisationen eine Internationale syndikalistische Konferenz ein, die zuerst für Paris geplant war, später jedoch nach Berlin verlegt wurde.

Das eine große Resultat dieser zweiten internationalen syndikalistischen Konferenz, die vom 16. bis zum 19. Juni 1922 tagte, war das Eintreten für die Gründung einer selbständigen syndikalistischen Internationale, das andere Ergebnis die Annahme einer Prinzipienerklärung, die dem Syndikalismus eine Basis gab, auf der sich in Zukunft eine internationale syndikalistische Bewegung erheben konnte. Die Resolution, in der Thesen über die Grundsätze und die Taktik des revolutionären Syndikalismus aufgestellt wurden, hatte denselben Verfasser, wie die Prinzipienerklärung der FAUD, nämlich Rudolf Rocker. Sie weist, wenn auch nicht im Aufbau, so doch dem Inhalte nach eine vollständige Übereinstimmung mit dieser auf. Der Punkt 9 dieser Erklärung lässt jenen unglücklichen Kompromiß, der auf der ersten internationalen syndikalistischen Konferenz über die Auslegung der „Diktatur des Proletariats“ gefasst worden war, fallen. In ihm wird jede organisierte Gewalt in der Hand irgendeiner revolutionären Regierung verworfen. Wenn die Syndikalisten auch nicht verkennen, dass sich die soziale Revolution nicht reibungslos abspielen wird, so anerkennen sie doch die Gewalt nur als Verteidigungsmittel und nur in der Hand der Wirtschaftsverbände, also des Volkes selbst und seiner Organisation.

Um die Gründung einer syndikalistischen Internationale vorbereiten, wurde ein provisorisches Büro eingesetzt, das beauftragt wurde, noch in demselben Jahre einen Weltkongreß der revolutionären syndikalistischen Landesorganisationen einzuberufen. Zum Sekretär dieses Büros, das sich aus Vertretern mehrerer Länder zusammensetzte, wurde Rocker gewählt, als Sitz des Büros Deutschland bestimmt.

Die Bedeutung dieser zweiten internationalen Konferenz liegt darin, dass nach dem Scheiten der Zusammenfassung aller revolutionärer Arbeiterbewegungen überhaupt es ihr gelang, die revolutionär- syndikalistischen Kräfte der Welt zusammenzurufen und auf eine internationale Vereinigung vorzubereiten. Damit konnte neben dem bisher einzigen Zentrum der revolutionären Arbeiterbewegung der Welt, das in Russland lag, ein zweiter selbständiger Mittelpunkt revolutionärer Bestrebungen als geschaffen gelten, in welchem sich abseits von Moskau alle revolutionär gesinnten Arbeiter unter Wahrung ihrer Selbständigkeit im Zeichen der direkten Aktion zusammenfinden sollten.

Das provisorische Büro berief gemäß seinem Auftrage für die Tage vom 25. bis zum 30. Dezember 1922 den ersten internationalen Kongreß der revolutionären Syndikalisten nach Berlin ein.

Durch die Ansetzung dieses Kongresses war für die RGI die Gefahr, die syndikalistischen Organisationen zu verlieren, sehr nahe gerückt. Um den Forderungen der Syndikalisten nach der Unabhängigkeit der RGI gerecht zu werden, erklärte sich diese bereit, den § 11 ihrer Satzungen zu streichen, der die Bindung der RGI an die dritte Internationale herstellte. Aber auch dieses Entgegenkommen Moskaus befriedigte die Syndikalisten nicht mehr; sie brachten der RGI das größte Misstrauen entgegen und führten in ihren Reden auf dem Kongreß eine sehr scharfe Sprache gegen diese. Der Gedanke an eine Einigung der revolutionären Arbeiterbewegung unter dem Schilde Moskaus war bei der auf dem Kongreß herrschenden Stimmung unmöglich und führte zu einem vollständigen Bruche mit der RGI.

Da also der Anschluß an Moskau nicht mehr in betracht gezogen werden konnte, war der Boden für die Gründung einer syndikalistischen Internationale denkbar günstig. Ein die derartige Zusammenfassung der revolutionären syndikalistischen Kräfte fordernder Antrag der argentinischen, dänischen, deutschen, italienischen, norwegischen und schwedischen Delegierten wurde einstimmig angenommen. Zur Bezeichnung dieser Vereinigung wurde der Name der ersten Internationale übernommen: Internationale Arbeiter- Assoziation.

Die Prinzipienerklärung der zweiten internationalen Konferenz machte sich dieser Kongreß zueigen. Um den Bruch mit Moskau etwas abzuschwächen, machte der Kongreß in dem Punkte der sogenannten „Einheitsbestrebungen des Proletariats“ eine Konzession, indem er auf Antrag der französischen Syndikalisten das inzwischen gewählte internationale Büro beauftragte, noch einmal mit der Exekutive der RGI in Verbindung zu treten, um die Durchführung gemeinschaftlicher Aktionen zu ermöglichen.

Hatte der erste Kongreß der revolutionären Syndikalisten noch die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit revolutionären Arbeiterorganisationen zugestanden, die eine andere Einstellung als die syndikalistischen Zusammenschlüsse hatten, so erkannte die Vollversammlung des Büros der IAA, die vom 2. bis zu, 4. Dezember 1923 in Innsbruck abgehalten wurde, dass die Einigung des revolutionären Proletariats nur auf der Grundlage von revolutionären Wirtschaftsorganisationen, wie sie der internationale Syndikalismus repräsentiert, möglich sei. Die in Innsbruck versammelten Syndikalisten waren der Überzeugung, dass es nicht darauf ankomme, alle Arbeiter in ein und derselben Organisation zusammenzupressen, sondern darauf, dass sie durch gemeinschaftliche Interessen, Bestrebungen und Überzeugungen miteinander verbunden seien. Eine solche Einheit sei aber nur dort möglich, wo eine Verwandtschaftlichkeit des Zieles und der Interessen vorhanden ist. In diesem Sinne sei die Einheitsfront zwischen den revolutionären Syndikalisten und der RGI unmöglich, nicht etwa weil der eine oder der andere Paragraph der Moskauer Statuten dieser Einheit hindernd im Wege stehe, sondern weil die ganzen Satzungen auf Gedankengängen fußen, die den Bestrebungen des Syndikalismus zuwiderliefen.

Indem die Innsbrucker Konferenz nun auch in der Frage der sogenannten „proletarischen Einheitsfront“ eine klare und unzweideutige Stellung eingenommen hatte, hat die IAA einen weiteren Schritt auf dem Wege ihrer natürlichen Entwicklung vorwärts getan.

 

 

Teilnehmer am 1. Syndikalisten-Kongreß der IAA (1913).

Für weitere Informationen auf das Bild klicken.

 

 

 

Mitgründer und Sekretär der IAA, Rudolf Rocker. Für weitere Informationen Bild anklicken.

 

 

Eine Sprache des internationalen Proletariats. Für weitere Informationen Bild anklicken.

 

 

 

Beiträge zur Geschichte der IAA

 

 

 

Niederländische Anarcho-Syndikalisten

- Nationaal Arbeids Secretariaat

 

 

Zeitung der IAA.

Für weitere Informationen Bild anklicken.

 

 

 

Albert Jensen - bedeutender schwedischer
Anarcho-Syndikalist und Delegierter
auf IAA-Kongressen

 

 

 

Augustin Souchy - Mitbegründer und
Sekretär der IAA

 

 

 

Diego Abad de Santillan -
spanisch/argentinischer Anarcho-Syndikalist. Für weitere Informationen auf das Bild klicken.

 

Theorieorgan der FAUD,
mit internationalen Beiträgen

 

 

 

Rudolf Rocker. Für weitere

Informationen auf das Bild klicken.

 

 

 

Max Nettlau. Geschichte braucht Menschen die sie schreiben.

Für weitere Informationen auf das Bild klicken.

 

 

Solidaritätsaufruf des FAUD-Bezirks Nord-West für Holländische Kollegen. Für weitere Informationen auf das Bild klicken.

 

 

 

Aufruf im Syndikalist. Für weitere

 Informationen auf das Bild klicken.

 

Die Entwicklung des internationalen revolutionären Syndikalismus in den Jahren 1924 bis 1929.


Die Aufbauarbeit in der internationalen revolutionären syndikalistischen Bewegung wurde durch die IAA, bzw. durch das Büro der IAA mit Erfolg durchgeführt. Schon auf dem zweiten Kongreß der IAA, der am 21. bis zum 27. März 1925 in Amsterdam abgehalten wurde, konnte festgestellt werden, dass die revolutionären Syndikalisten aller Länder, mit der einzigen Ausnahme von Frankreich, in der IAA vereinigt waren. Die IAA hatte sich einen Platz in der internationalen Arbeiterbewegung erobert, den sie nunmehr gegen alle Angriffe der Gegner zu behaupten vermochte. Ihre Tätigkeit in den zwei Jahren ihrer Existenz war erfüllt von Kämpfen gegen alle Art Widerstände, die sie aber mit Erfolg überstand, so dass die Stellung der IAA für dauernd gesichert angesehen werden konnte.

Nachdem es der RGI nicht gelungen war, die syndikalistischen Organisationen für sich zu gewinnen, suchte sie die Einheitsfront des Proletariats nach einer anderen Seite hin zu erweitern, indem sie sich an die Amsterdamer Gewerkschafts- internationale mit dem Vorschlage der Bereinigung wandte. Bei dieser Lage der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung gewann der erste Punkt der Tagesordnung dem zweiten Kongresses der IAA, der „Die Stellung der IAA zu den verschiedenen Richtungen innerhalb der Arbeiterbewegung“ behandelte, an Wichtigkeit. Das Ergebnis der sich über dieses Thema ausbreitenden Diskussion war die einmütige Ablehnung der Teilnahme an allen Einigungsverhandlungen, die den Zweck verfolgten, die wirtschaftlichen Organisationen irgendwelchen Parteien unter zu ordnen. Dieser Standpunkt wird begründet durch die Auffassung des Syndikalismus, dass es falsch sei, die Partei, deren Ziel es ist, die politische Macht zu erstreben, mit den Ideengruppen, die außerhalb jedes staatlichen und autoritären Prinzips für die soziale Umwandlung tätig sind, auf ein und dieselbe Stufe zu stellen. Da der Syndikalismus sich allein für die Durchführung des revolutionären Kampfes auf wirtschaftlicher Basis erklärt und in der wirtschaftlichen Organisation die einzige und natürliche Form sieht, die imstande ist, wirtschaftliche Errungenschaften in der Gegenwart zu erkämpfen und die Reorganisation des wirtschaftlichen und sozialen Lebens auf der Grundlage des freiheitlichen Kommunismus in der Zukunft zu gestalten, verlieren die politischen Parteien, deren Tätigkeit sich nur auf die Eroberung der politischen Macht beschränkt, die nach der Auffassung der Syndikalisten nicht das wichtigste Ziel des revolutionären Kampfes ist, an Bedeutung. Deshalb ist eine Einigung, die die wirtschaftlichen Organisationen des Syndikalismus den politischen Parteien unterordnet, schädlich, da sie die Arbeitersyndikate ihren eigentlichen Aufgaben und Zielen entfremden muß.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Tagesordnung war die Stellungnahme der IAA zu den praktischen Tageskämpfen und zu der Durchführung internationaler Aktionen. Um die praktischen Tageskämpfe auf dem Gebiete führen zu können, auf dem sie ausgetragen werden, beschloß der Kongreß, der Bildung internationaler Industrie- Föderationen näher zu treten. Denn die Syndikalisten hatten die Erfahrung gemacht, dass, wenn z.B. in England die Kohlenarbeiter in Streik traten, die Kohlen aus Deutschland bezogen wurden. Um einem solchen Vorgehen des Unternehmertums entgegenzutreten, sollten die streikenden Industrie- Föderationen die Föderationen derselben Industrie in anderen Ländern zu Solidaritäts- Aktionen veranlassen. Um auf diesem Gebiete vorzuarbeiten, beschloß der Kongreß, zunächst drei internationale Sekretariate einzusetzen und zwar:

1. Ein internationales Sekretariat der Seeleute durch die Föderation der Seeleute innerhalb der syndikalistischen Landesorganisation der Niederlande. 2. Ein internationales Bauarbeitersekretariat durch die Bauarbeiter- Föderation der CGT Portugals und 3. Ein internationales Metall- Arbeitersekretariat durch die Metallarbeiter- Föderation der FAUD.

Zur Verwirklichung dieser Beschlüsse fand vom 4. bis 8. September 1926 in Hamburg die erste internationale syndikalistische Konferenz der Metallarbeiter statt, deren Ergebnis die Gründung einer Internationalen syndikalistischen Föderation der Metallindustriearbeiter war.

Desgleichen wurde im Anschluß an den Kongreß der französischen Bauarbeiter- Föderation eine internationale Konferenz syndikalistischer Bauarbeiter- Föderationen abgehalten, die am 15. November 1926 in Lyon tagte und zur Gründung einer Internationalen syndikalistischen Föderation führte.

Nur die Bemühungen, eine internationale Föderation der Seeleute zu errichten, scheiterten. Sie führten nicht zu dem gewünschten Erfolge „wahrscheinlich deshalb, weil in anderen Ländern noch zu geringe Ansätze von syndikalistischen Seemannsorganisationen vorhanden“ waren.

Der nächste Kongreß der IAA, der ordnungsgemäß im Jahre 1927 in Lissabon fällig gewesen wäre, musste um ein Jahr verschoben werden, da inzwischen in Portugal eine Revolution zum Ausbruch kam. Die im Anschluß an diesen Aufstand die Macht ergreifende Militärdiktatur verhinderte die Abhaltung eines internationalen syndikalistischen Kongresses. Schließlich gelang es, in Lüttich (Belgien) im Gewerkschaftshause einen Ort ausfindig zu machen, nach dem für die Tage vom 27. bis 30. Mai 1928 der dritte internationale Kongreß der IAA einberufen werden konnte.

Den wichtigsten Punkt dieser Tagung bildete die Aussprache über die Stellung der revolutionären Arbeiterschaft zur Rationalisierung der Wirtschaft. Die Syndikalisten stellten sich ihr feindlich gegenüber. Sie sahen in ihr nur ein unmittelbares Ergebnis einer neuen Entwicklungsphase des kapitalistischen Systems, die in der Ablösung des alten Privatkapitalismus durch den modernen Kollektivkapitalismus zum Ausdruck komme. Überdies habe die Rationalisierung nur dem Kapitalismus selbst Nutzen gebracht, den breiten Massen der Arbeiterschaft dagegen nur verstärkte industrielle Versklavung. Auch deren Folgeerscheinungen: Mechanisierung der Arbeit, Wertung des Geistes, Senkung der Löhne und vermehrte Massenarbeitslosigkeit, veranlasste die Syndikalisten zur Ablehnung der Rationalisierung.

Aus der sich anschließenden Besprechung über die Lage der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung in den einzelnen Ländern konnte man ersehen, dass der internationale Syndikalismus sich in einer schweren Krisis befindet, deren Ursachen in verlorengegangenen Revolutionen und den darauf einsetzenden und noch bestehenden Perioden der Reaktion zu suchen ist. Immerhin hat sich die Zahl der der IAA angeschlossenen Landesorganisationen nicht verringert. Im Mai 1928 sind folgende Länder und Landesorganisationen der IAA angeschlossen:

Argentinien: Federacion Obrera Regional Argentina (FORA)

Belgien: Syndicatefederaliste des Mecaniciens, Syndicats Travailleurs du Batiment et Ameublement et du Bois.

Bolivien : Centro Obrero Libertario.

Brasilien: Federacao Regional Operaria Brasiliera (FORB).

Chile: Industrial Worker of the World (IWW).

Columbia: Sindicato Libertario do Ststres.

Deutschland: FAUD

Ecuador: Grupo Solidaridad de Propaganda y Organizacion Obrer.

Frankreich: CGTSR

Guatemala: Comite pro Accion Sindical.

Holland: Nederlandsch Syndicalistisch Vakverbond (NSV).

Italien: Unione Syndicale Italiana (z.Z. aufgelöst).

Mexiko: Confederacion General de los Trabajadores (CGT).

Norwegen: Norsk Syndikalistisk Federation.

Paraguay: Centre Obrero Regional des Paraguay.

Portugal: Confederacao Geral do Trabelho (z.Z. aufgelöst).

Schweden: Sverges Arbetares Centralorganisation (SAC).

Uruguay: Federacion Obrera Regional Uruguay.

Im Oktober 1929 konnte die IAA einen Bestand von 222.800 Mitgliedern aufweisen.

 

Der Faschismus im Blick der Anarcho-Syndikalisten in Deutschland


Klar erkannten die Anarcho-Syndikalisten, dass das Kapital in seinen Expansionsbestrebungen Kriege führen müsse bei gleichzeitiger Niederhaltung der Arbeiterschaft als lohnfordernden Kostenfaktor. Zur Sanierung der Wirtschaft bedienen sich die eigentlich Regierenden, die Wirtschaftsmonopolisten, verschiedener Regierungsformen: „Die verschärfte Ausbeutung durch den Kapitalismus bedarf einer ihm genehmen Beherrschungsform. Seinem Wesen und seiner Entwicklung entsprechend muß sie heute monopolistisch, diktatorisch und faschistisch sein. Die demokratisch-parlamentarische Regierungsform war notwendig, um zu ihrer Zeit noch größeren politischen Gefahren zu steuern, die sich hätten aus der Revolution ergeben können. Sie war gut zu gebrauchen als Blitzableiter für die revolutionären Energien der Massen, aber heute hat diese Regierungsform für den Kapitalismus in Deutschland keinen Wert mehr. Er verlangt nach dem Mann mit der starken Hand, der durch ein Direktorium der Sachwalter der kapitalistischen Parasiten sein soll.“

In diesem Sinne werde die faschistische Bewegung von der Industrie finanziert. Somit sei der Kampf gegen das Kapital gleichzeitig auch der Kampf gegen den Faschismus. Das Brüningsche Regierungssystem, welches mittels Notverordnungen fast alle demokratischen Grundrechte außer Kraft gesetzt habe, müsse bereits als ein faschistisches bekämpft werden, da durch diese „eine absolute politische Entrechtung und Versklavung des Werktätigen Volkes vorgenommen werden“ solle.

Soweit stimmten die Syndikalisten mit der auf die ökonomischen Verhältnisse zentrierten Analyse beispielsweise kommunistischer Parteien überein. Doch gingen sie darüber noch weit hinaus, indem sie auch das Bewußtsein der Arbeiterschaft als zentralen Faktor erkannten. So sahen sie die Arbeiterklasse in Hinblick auf kapitalistische Ausbeutung und faschistische Tendenzen in der Gesellschaft auch ganz selbstkritisch. Der Nürnberger Anarcho-Syndikalist Franz Gampe führte dazu auf einer Veranstaltung folgendes aus: „(…) Die Gründe der Wirtschaftskrisen in Deutschland sind darin zu suchen, dass der deutsche Prolet, wie auch im gesamten Ausland bekannt ist, sich als Lohndrücker erweist. Der deutsche Prolet ist vom Kapital gut dressiert. Wie in einem Zirkus die Tiere ihre Sprünge machen, wenn der Dompteur mit der Peitsche knallt, so auch der deutsche Prolet, wenn der Kapitalist die Peitsche schwingt. Auch der Prolet macht seinen Salto, aber immer tiefer ins Elend hinein. Eine Besserung ist in Deutschland nur zu erreichen, wenn der Arbeiter denken lernt. Wir Anarcho-Syndikalisten müssen dafür sorgen, dass sich innerhalb der Arbeiterschaft eine geistige Umstellung vollzieht. Die zentralistischen Gewerkschaften helfen dem Arbeiter nicht, denn sonst würden wir 8 Jahre nach der sogen. Revolution, besser gesagt nach dem Zusammenbruch nicht in solch grenzenloses Elend hineingeraten sein.

Wir Syndikalisten haben immer den Gedanken des Generalstreiks vertreten, trotzdem die zentralistischen Gewerkschaftsführer und kommunistischen Parteigrößen den Generalstreik als Generalunsinn erklärten. Der deutsche Michel ist immer noch gewohnt, Befehlen zu gehorchen.“

Und das war er auch bei der Machtübernahme 1933, als sowohl SPD als auch KPD nicht zum Generalstreik gegen die Nazis aufriefen und die Arbeiterschaft, an sich kampfeswillig, im Vertrauen auf ihre Parteiführungen stillhielt. Bezeichnend für diese Geisteshaltung war beispielsweise, dass die Arbeiterschaft den Reichstagsbrand im Februar 1933 im allgemeinen nicht als Startzeichen zum Arbeiteraufstand wahrnahm, sondern als „Provokation“ der Nazis wertete. Noch heute bezeichnen Sozialdemokraten und Kommunisten vieles als „Provokation“. Das daraus zu folgernde „Nicht provozieren lassen“ begründet die Passivität der Arbeiterschaft 1933 und im Allgemeinen bis heute.



Das Ende der FAUD 1933

 

Die FAUD erkannte die Gefahr, die vom Nationalsozialismus ausging sehr früh und bereitete sich dementsprechend auf die Illegalität vor. Bereits Ostern 1932 wurden diese Pläne auf dem letzten, dem 19. Kongress der FAUD, konkretisiert. Die Geschäftskommission sollte nach Erfurt verlagert werden und die Ortsvereine sich möglichst vor einem Verbot auflösen. Kleine vertraute Zirkel sollten untereinander ein Verbindungsnetz herstellen, um weiterhin reichsweit operieren zu können. Die FAUD wurde dann 1933 verboten, im März das Büro der Berliner Geschäftskommission durchsucht und einige Funktionäre festgenommen. Ihre Mitglieder organisierten sich in der Illegalität oder Emigrierten. Die illegale Leitung der FAUD ging über Erfurt nach Leipzig über. In den Jahren 1936/37 wurde ihr Widerstand aufgerollt, die nach Spanien emigrierten Aktiven vereinten sich nun jenseits der Grenze in der Gruppe „Deutsche Anarcho-Syndikalisten“ (DAS), welche aktiv bei der Spanischen Revolution mitwirkten.

Von den etwa 4.300 FAUD- Mitgliedern reichsweit waren nach der Machtübernahme der NSDAP im Jahre 1933 ca. 600 im Widerstand aktiv. Diese Quote von etwa einem Siebtel dürfte weder von Kommunisten noch von Sozialdemokraten erreicht worden sein.



Anarcho-Syndikalistischer Widerstand 1933-1937
 

Dennoch war die FAUD 1933 zu schwach, um den nötigen Generalstreik gegen die Nazis durchzuführen. Sie bereitete sich schon Jahre vor der Machtübernahme durch die Nazis auf ihre mögliche Illegalität vor, indem sie ihre Verbindungen untereinander besser schützte und beispielsweise Fluchtwege und die geheime Herausgabe von Zeitungen plante.

Dem drohenden Verbot durch die Nazis kam die FAUD durch Selbstauflösung am 15. Februar zuvor. Dennoch wurden viele ihrer Aktiven nach dem Machtantritt der Nazis präventiv in Schutzhaft genommen und meistens nach wenigen Monaten wieder freigelassen. Besondere Aufmerksamkeit seitens der Polizeibehörden wurde den deutschen Anarcho-Syndikalisten nochmals ab 1936 zuteil, da sie parallel zu den bewaffneten Klassenkämpfen im Spanischen Krieg (1936-1939) Anschläge auch in Deutschland befürchtete. Doch wurden den Auslandsorganisationen keine Tätigkeiten der FAUD mehr bekannt. Ein Jahr später wurden die letzten anarcho-syndikalistischen Gruppen in Deutschland zerschlagen.



Deutsche Anarcho-Syndikalisten im Spanischen Krieg 1936-1939

 

Denjenigen deutschen Anarcho- Syndikalisten, welchen es gelang, bei Ausbruch der Spanischen Revolution 1936 über eine eigene Fluchthilfeorganisation über die Grenze Richtung Spanien zu kommen, organisierten sich bei ihren Spanischen Genossen, welche soeben die Macht in Katalonien übernommen hatten, als eigenständige Auslandsorganisation, den „Deutschen Anarcho- Syndikalisten“ (DAS).

Hier erfuhren sie, was es bedeutete, an ihr Ziel zu gelangen, eine freie Gesellschaft ohne Hierarchien und Bevormundung mit aufzubauen, Arbeit und Leben in die eigenen Hände zu nehmen und sich hierfür ganz verantwortlich zu zeigen. Die DAS sorgte für die Korrespondenz für die illegalen Widerstandskämpfer in Deutschland und hebelte als Exekutive die noch in Katalonien befindlichen faschistischen deutschen Gruppen aus. Viele von ihnen kämpften an der Front gegen die Franco- Armee. Die DAS stand damit, obgleich mengenmäßig weit unterlegen, den kommunistischen Internationalen Brigaden an Bedeutung für die Revolution und ihre Träger in nichts nach.

 

 

 

Erwerbslosigkeit

 

 

Programm der FAUD, Anfang der 30er Jahre.

Für weitere Informationen Bild anklicken.

 

 

Zusammenarbeit des ADGB mit den Nazis.

Für weitere Informationen auf das Bild klicken.

 

Wir bedauern mitteilen zu müssen, dass das an dieser Stelle mögliche Foto von Rudolf Rocker "Auf dem Wege zum "Dritten Reich"" der Öffentlichkeit, sowie der Forschung aufgrund urheberrechtlicher Ansprüche seitens eines Herrn Heiner Becker vorenthalten bleiben muß.

 

 

Rudolf Rocker über die Nazi-Diktatur.

Für weitere Informationen auf das Bild klicken.

 

Schwarzrotbuch -  Dokumente über den Hitlerimperialismus.

Für weitere Informationen auf das Bild klicken.

Weiter zu Seite 5

 

Zurück zu Seite 3

Seit_2007

 

Since 2007