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FAU-IAA  
 
Prinzipienerklärung der Freien Arbeiterinnen und 
Arbeiter Union (FAU-IAA) 
 
A: GESELLSCHAFTSKRITIK 
 
1. Herrschaft Ist die Aufwertung der einen, der Herrschenden, durch die 
Abwertung der anderen, der Untertanen. 
 
Sie ermöglicht die Benutzung von Menschen im Interesse der Herrschenden. Daher 
steht sie im Widerspruch zu jeder Form von Gleichberechtigung, zu jeder 
Umgangsform, die auf Gegenseitigkeit und Gemeinsamkeit beruht. An die Steile der 
eigenen oder gemeinsamen Entscheidung tritt der Befehl, an die Stelle der 
eigenen Bedürfnisse Gehorsam. Menschen werden zu Werkzeugen der Herrschenden. 
Gemeinschaftliches, solidarisches Verhalten wird durch die hierarchischen 
Herrschaftsstrukturen in Konkurrenz und Untertänigkeit erstickt. Wie ein grauer 
Faden zieht sich Herrschaft durch die Geschichte, die wir kennen, durch die 
Gesellschaft, die uns umgibt, durch den Alltag in dem wir leben. Sie tritt 
dadurch nicht mehr nur als offenes Gewaltverhältnis zutage, sondern entwickelt 
sich zu einer allgemeinen Umgangsform, zu einer gesellschaftlichen Norm. Eine 
fein gegliederte hierarchische Kette macht Befehlsempfänger auch zu 
Befehlsgebern, zu Teilhabern der Herrschaft. Und schließlich erhalten Demut und 
Anpassung der Unterworfenen erst die Herrschaft der Herrschenden aufrecht und 
tragen sie weiter. Die Geschichte zeigt eine Reihe von Versuchen, die alte, 
unerträgliche Herrschaft durch eine neue, scheinbar "bessere" Herrschaft zu 
beseitigen. Indem Maß, indem sich die neue Herrschaft festigen konnte, übernahm 
sie jedoch die Funktion der alten. 
 
1.1. Herrschaft hat für die Beherrschten keinen unmittelbaren Nutzen. Zur 
Erhaltung ihrer Herrschaft erfinden die Herrschenden deshalb unsinnige 
Rechtfertigungen (Ideologien). 
 
Egal, ob Herrschaft als "ewiges Naturgesetz" oder als "Gottgewollt" begründet 
wird, einig sind sich die Herrschenden darin, dass es zur Herrschaft keine 
Alternative gibt und geben darf. Die jahrtausendealte Unterdrückung von Frauen 
durch Männer wird durch ihre "biologische Andersartigkeit" und ihre behauptete 
Minderwertigkeit begründet; ähnlich wird die Unterwerfung von Menschen anderer 
Rassen und Kulturen bis hin zur Vernichtung gerechtfertigt. Diese 
Rechtfertigungen beruhen auf den gegebenen materiellen Verhältnissen und 
spiegeln handfeste wirtschaftliche Interessen wider. Zur Absicherung ihrer 
Herrschaft schaffen sich die Herrschenden einen eigenen Apparat aus Militär, 
Polizei, Justiz und Gesetzen etc. Die Logik und Ideologie der Herrschenden wird 
von den Beherrschten ständig neu übernommen, verinnerlicht und weitergegeben. 
Erst wer diese Logik infragestellt, stellt das Recht auf Herrschaft als Ganzes 
In Frage. 
 
2. Frauen werden kolonialisiert als unbezahlte Hausarbeiterinnen, unterbezahlte 
"Leichtlohngruppen", als Gebärmaschinen und Sexobjekt, als käufliche Ware, als 
psychische und physische Blitzableiterinnen. Die herrschende Norm der 
Weiblichkeit ist eine der Unterwerfung, Unterordnung, des Dienens. Diese Norm 
prägt Frauen wie Männer: je ungebrochener die Unterordnung der Frau, desto 
selbstverständlicher wird ihre Inanspruchnahme durch den Mann. Dieser 
Mechanismus funktioniert durch alle Klassen und alle Gruppen hindurch. Niemand 
kann von sich behaupten, frei davon zu sein. Der Kapitalismus benutzt 
patriachale Strukturen zur Steigerung der Profite und zur Festigung des Systems. 
So werden beispielsweise nur zu oft Frauen in Zelten von Arbeitskräftemangel in 
die Produktion geholt und bei der ersten sich abzeichnenden Krise wieder an 
"Heim und Herd" zurückgedrängt. Da das Patriarchat als gesellschaftliches 
Verhältnis viel älter ist als der Kapitalismus, bedeutet das Ende des 
Kapitalismus nicht automatisch das Ende des Patriarchats. 
 
Wer für die Abschaffung von Herrschaftsverhältnissen kämpft, muss deshalb den 
Kapitalismus ebenso wie patriachale Strukturen in der Gesellschaft - wie bei 
sich selbst - bekämpfen. Das Patriarchat ist eben kein "Nebenwiderspruch" 
sondern ein zentrales Problem im Kampf gegen Herrschaft und Ausbeutung. 
 
3. Untertanen brauchen nicht nur Befehlshaber über sich, sondern auch Menschen, 
auf die sie herabblicken können. Dazu reichen ihnen nicht sozial schlechter 
Gesteifte, weil sie selbst Im kapitalistischen Konkurrenzkampf Jederzeit zu 
ihnen gehören können. Die Herrschenden bieten Ihnen deshalb eine Ideologie, die 
sie allein durch ihre Geburt ueber andere erhebt: den Rassismus. Die Ideologie 
des Rassismus wird genutzt, um die Unterwerfung anderer ethnischer Gruppen zu 
rechtfertigen. Damit gilt selbst der "Elendeste" aus der "Herrenrasse" mehr als 
alle, die durch Herkunft und Hauttarbe zu den unterworfenen "Untermenschen" 
gehoeren. Ihren extremsten Ausdruck findet diese Ideologie im planmae8igen 
Voelkermord, wie zB. an Juden, Armeniem und Indianern. Rassismus dient der 
Verschleierung von Herrschaft und der Spaltung der ausgebeuteten Klasse. Dabei 
stehen die wirtschaftliche Ausbeutung und gesellschaftliche Diskriminierung 
bestimmter ethnischer Gruppen in einer Wechselbeziehung zueinander, die je nach 
politischer und wirtschaftlicher Situation genutzt wird. Durch die staendige 
Verunsicherung der Menschen im Kapitalismus findet der Rassismus teilweise 
starken Zulauf aus allen Gesellschaftsschichten. Verspricht er doch die 
Aufwertung der Verunsicherten und Bedrohten ,einer Rasse'. 
 
4. Der Staat dient nicht dem Schutz der Menschen, sondern der Aufrechterhaltung 
der herrschenden Ordnung. 
 
"Mit der Entwicklung der Klassengegensatze entstand fuer die herrschende Klasse 
die Notwendigkeit einer mit allen technischen Gewaltmitteln ausgerüsteten 
politischen Organisation zum Schutz ihrer Privilegien und zur Niederhaltung der 
breiten Massen - der Staat (Er) hat sich im Laufe seiner Entwicklung zur 
gewaltigsten Unterdrueckungsinstitution der Menschheit emporgeschwungen. Die 
aeusserliche Form des Staates aendert an dieser geschichtlichen Tatsache nichts. 
Monarchie oder Republik, Diktatur, Demokratie oder Staatssozlallsmus - sie alle 
stellen nur verschiedene politische Ausdrucksformen des jeweils wirtschaftlichen 
Ausbeutungssystems dar, die sich zwar in ihrer aeusserlichen Gestalt, nie aber 
in ihrem Inneren Wesen voneinander unterscheiden und in allen ihren Formen nur 
eine Verkoerperung der organisierten Gewalt der herrschenden Klasse sind. Mit 
dem Bestehen des Staates ist die Zentralisation des gesellschaftlichen Lebens, 
die kuenstliche Organisation von oben nach unten verbunden... Die Interessen der 
Allgemeinheit muessen den Privilegien einer Minderheit das Feld raeumen, die 
persoenliche Initiative dem Befehl von oben, die Verschiedenartigkeit der 
Uniformitaet, die Innere Verantwortlichkeit einer toten Disziplin, die Erziehung 
der Persoenlichkeit einer geistlosen Dressur - und das alles zu dem Zwecke, 
loyale Untertanen heranzubilden, die an dem Fundament des Bestehenden nicht zu 
ruetteln wagen, als willige Ausbeutungsobjekte. ..,(Rudolf Rocker, 
Prinzipienerklaerung des Anarcho - Syndikallismus 1919) 
 
4.1. Der moderne Staat ist der politische Ausdruck der kapitalistischen 
Gesellschaft. Er organisiert sich nach aussen in der Form des Nationalstaates. 
Tatsaechlich werden seine Grenzen von wirtschaftlichen und militaerischen 
Kriterien bestimmt, nicht von kulturellen Gemeinsamkeiten. Der Nationalstaat ist 
das Produkt der buergerlichen Revolutionen des 17.,18. und 19. Jahrhunderts. Das 
Buergertum, die aufstrebende und besitzende Klasse, fuehrte Im Namen der Nation 
den Kampf gegen die vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen, gegen die 
feudale Zersplitterung in Kleinstaaten. ihr Ziel war die Herstellung eines 
Binnenmarktes und der Schutz dieses Marktes gegen aeussere Konkurrenz. Die 
Herstellung des kapitalistischen Binnenmarktes erforderte die Vereinheitlichung 
von Verkehrssprache, Sitten und Gebrauchen, Rechtsnormen, also die Schaffung 
einer straften, zentralen Verwaltung. Der Schutz vor auslaendischer Konkurrenz 
wie der Drang nach Ausdehnung erforderte die Schaffung eines militaerischen 
Machtapparates, dessen Zentralismus dem in der Politik entspricht. Der 
buergerliche Staat hob die Klassengesellschaft nicht auf, sondern veraenderte 
sie nur. Die "Freiheit und Gleichheit" des Buergertums entpuppte sich als 
Freiheit und Gleichheit bei der Ausbeutung der besitzlosen Klassen. Der 
Nationalstaat ist daher nur Ausdruck der kapitalistischen Interessen. Indem das 
Buergertum sich zur Nation erklaerte, ihre besonderen wirtschaftlichen und 
politischen Interessen als Allgemeininteresse durchsetzte, schuf es den 
Nationalstaat. An die Stelle kultureller Gemeinsamkeiten tritt der Pass, die 
Staatszugehoerigkeit. Sowenig die buergerlich - kapitalistische Organisation der 
Gesellschaft menschliche Freiheit und Gleichheit innerhalb einer Nation 
verwirklicht, sowenig ist sie in der Lage, dies zwischen den verschiedenen 
Nationen zu tun. Die Entwicklung des Weitmarktes, der Internationalen Konkurrenz 
treibt die Nationalstaaten dazu, Ihre Grenzen nach wirtschaftlichen, 
geopolitischen und militaerischen Interessen und Ueberlegungen zu verschieben - 
ohne Ruecksicht auf andere (davon betroffene) Voelker. Da der Nationalstaat, als 
Ausdruck der Klassengesellschaft, nach innen die Nation als kulturelle 
Gemeinschaft nur scheinbar herstellen kann und gleichzeitig nach aussen 
Interessen und Rechte anderer Voelker missachtet, bedarf er der ideologischen 
Legitimation, des Nationalismus. Die Klassentrennung der Gesellschaft soll 
uebertuencht und die Expansion gerechtfertigt werden, indem die kulturellen 
Besonderheiten der einzelnen Voelker ueberbetont, die "eigene" Nation als hoeher, 
die "anderen" hingegen als niedriger dargestellt werden. 
 
4.2. Die parlamentarische Demokratie ist nur eine scheinbare Demokratie. 
Demokratie bedeutet urspruenglich "Volksherrschaft". Parlamentarische 
"Demokratie" aeussert sich darin, dass die wahlberechtigten Buergerlnnen alle in 
Abstaenden die Wahl zwischen den verschiedenen Fraktionen der Herrschaft haben. 
Die gewaehlten Abgeordneten sind durch die Waehler nicht kontrollier - 
geschweige denn abwaehlbar. Daher ist die parlamentarische Demokratie nur eine 
Scheindemokratie. Parlamentarismus bedeutet die Delegation unserer eigenen 
Interessen und Beduerfnisse an Vertreterinnen, die fuer uns entscheiden sollen. 
Das Waehlen von Parteien bedeutet immer die unkontrollierbare Delegation von 
Macht an Andere. Die Grundlage aller im Parlament vertretenen Parteien ist die 
Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung. Darin unterscheiden sie sich nicht 
voneinander. Die Parteien selbst sind hierarchisch gegliederte Vereine. Die 
Erfahrung mit Parteien, die mit einem anderen Anspruch antraten zeigen, dass die 
sogenannten "Sachzwaenge", die Ihnen der Parlamentarismus auferlegt, staerker 
sind als ihre Ideale. Ein solches, auf Hierarchie und Autoritaet beruhendes 
System, laesst niemals tatenlos zu, dass sich die Menschen ihrer Interessen 
bewusst werden und eigenstaendig danach handeln. Unter diesen Umstaenden kann 
auch das freieste Wahlrecht die klaffenden Gegensaetze in unserer heutigen 
Gesellschaft nicht mildern! Parlamentarische Demokratie verleiht dem staendigen 
Ausnahmezustand der kapitalistischen Gesellschaft einen legalistischen Anstrich. 
Jedes Land, das eine Regierung hat, ist ein vom Feind besetztes Land. Im 
Gegensatz dazu steht die "Direkte Demokratie", In der jederzeit abwählbare, dem 
Volk gegenueber rechenschaftspflichtige Delegierte, die aus dem Volk kommen, die 
jeweils anstehenden Entscheidungen treffen (siehe auch Teil C, 2.1.) 
 
4.3. Diktatur und Faschismus sind konsequente Ausdrucksformen des 
kapitalistischen Ausbeutungssystems. 
 
Jedes scheinbar noch so demokratische Staatsgebilde wird zwangslaeufig zum 
Mittel der diktatorischen Unterdrueckung greifen, sobald seine Existenz (als 
Instrument der Bevormundung und Kontrolle der BuergerInnen zugunsten der 
herrschenden Klasse) in Frage gestellt wird. Die in der Diktatur verschaerfte 
Unterdrueckung und Entrechtung der ausgebeuteten Klassen ist die logische 
Konsequenz des Machtinstrumentes Staat. Sie dient einzig den Interessen des 
Kapitals und seiner politischen Repraesentanten. Faschismus ist die offensivste 
und vollstaendigste Form von politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher 
und kultureller Unterdrueckung. Er bedeutet zugleich die fuer die herrschende 
Klasse ideale Moeglichkeit, bestehenden oder moeglichen Widerstand auszuloeschen. 
Andere Parteien neben der herrschenden werden verboten. 
 
Oppositionelle, Gewerkschaften, Linke jedweder Richtung werden bis zur 
physischen Vernichtung verfolgt. Saemtliche Organisationsformen der 
ArbeiterInnen werden zerschlagen oder zur Einheitsfront fuer Staat und Kapital 
umfunktioniert. Die in vielen Jahren erkaempften sozialen Rechte und politische 
Freiheiten gehen verloren. Faschismus ist also auch die Gesellschaftsform, die 
die ohnehin schon Ausgebeuteten vollends zum rechflosen Spielball des Kapitals 
degradiert. Dem Hauptziel der Profitmaximierung wird auf Kosten der 
ArbeiterInnen ohne Einschraenkung Rechnung getragen. 
 
4.4 Die Laender des sogenannten ,realexistierenden Sozialismus' sind nicht 
sozialistisch, sondern staatskapitalistisch. Die Machtuebernahme durch 
,kommunistische' Parteien in Folge der russischen Oktoberrevolution, der 
Neuaufteilung Europas nach dem zweiten Weitkrieg, der chinesischen oder 
kubanischen Revolution, hat nicht zur Einfuehwng des Sozialismus gefuehrt. Die 
Verstaatlichung der Wirtschaft hat, durch die Zusammenlegung der 
Verfuegungsgewalt ueber wirtschaftliche und politische Macht, lediglich zu einer 
besonderen Form des Kapitalismus, zum Staatskapitalismus, gefuehrt. Wie der 
Kapitalismus westlicher Praegung beruhen die Systeme der staatskapitalistischen 
Laender auf der hierarchischen Klassengesellschaft, auf der Herrschaft einer 
Minderheit ueber die Mehrheit der Bevoelkerung, auf Ausbeutung durch Lohnarbeit. 
Technologie und Arbeitsorganisation unterscheiden sich nicht von der hiesigen, 
die Werktaetigen arbeiten im Wesentlichen unter den gleichen Bedingungen. Die 
Entstehung der staatskapitalistischen Staaten hat die Entwicklung des 
kapitalistischen Weltmarktes nicht sonderlich behindert, geschweige ernsthaft 
gefaehrdet. Vielmehr ist spaetestens seit den 1980er Jahren die 
Wiedereingliederung dieses Blocks in den weltweiten Verwertungsprozess zu 
beobachten. Politisch haben die staatskapitallstischen Laender ein totalitaeres 
Staatssystem hervorgebracht, das versucht das gesellschaftliche Leben bis ins 
kleinste Detail von oben her zu organisieren und zu kontrollieren. Jede 
unabhaengige Bewegung an der Basis der Gesellschaft wird als Bedrohung der 
staatlichen Allmacht verboten und unterdrueckt. Die staatskapitalistischen 
Laender haben mit Sozialismus nichts gemein; sie sozialistisch zu nennen ist 
nichts als eine ungeheure Verleumdung der sozialistischen Idee. Sozialismus 
laesst sich nicht ,von oben' per Regierungs Erlass, nicht durch die 
Verstaatlichung von Wirtschaft und Gesellschaft, herbeifuehren, sondern alleine 
durch die schoepferische Initiative von unten. 
 
4.5. Die staatliche Erziehung vermittelt herrschende Werte und 
Moralvorstellungen zur Herausbildung untertaeniger und verfuegbarer 
Staatsbuergerlnnen. Die Erziehung in Institutionen baut auf der hierarchisch 
gegliederten (Klein-) Familie auf, die als Keimzelle des Staates von 
herrschenden Werten durchdrungen ist und diese reproduziert. Bereits in der 
Familie erlebt das Kind geschlechtspezifische Rollenzuweisungen, das Prinzip von 
Befehl und Gehorsam, Disziplinierungsmassnahmen und anderen autoritaeren 
Grundwerten. Die Menschen werden durch die Auswahl der vermittelten Inhalte 
sowie in der Form des Lehrens und Lernens gepraegt. Es ist nicht im Sinne der 
staatlichen SozialIsation zur freien Entfaltung der Persoenlichkeit beizutragen. 
Vielmehr zielt sie darauf ab, durch Anerzlehung von Hoerigkeit, Leistungs - und 
Konkurrenzdenken, staatsbejahende, verfuegbare Untertanen zu erzeugen, die ihre 
Funktion in diesem System erfuellen (sollen). 
 
5. Kapitalismus 
 
5.1. Die Verfuegungsgewalt ueber den gesellschaftlichen Reichtum, ueber 
Produktion und Verteilung, ueber unsere Lebensgrundlagen liegt in den Haenden 
des Kapitals und seiner VerwalterInnen. 
 
Wir sind, um unsere Existenz zu sichern gezwungen, unsere Arbeitskraft dem 
Kapital zur Verfuegung zu stellen. Wir erhalten jedoch nicht den Gegenwert 
unserer Arbeit, sondern nur soviel, wie wir jeweils als Preis fuer unsere 
Arbeitskraft (den Lohn) erzielen koennen, bzw. soviel wie wir brauchen um unsere 
Arbeitskraft zu erhalten. Mit dem, was wir ueber unseren Lohn hinaus 
produzieren, schaffen wir den Reichtum der AktionaerInnen bzw. der 
EigentuemerInnen der Fabriken, Bueros, Laeden und Maschinen. Da diese Leute von 
unserer Arbeitskraft leben, werden sie stets versuchen, mehr aus uns 
herauszuschlagen. In den letzten Jahren drueckte sich das darin aus, dass die 
Loehne der abhaengig arbeitenden Menschen nahezu gleichgeblieben oder sogar 
gesunken sind, waehrend die Gewinne der Unternehmern enorm gestiegen sind. Doch 
nicht nur, dass wir den Reichtum fuer andere schaffen, wir haben auch keine 
Verfuegungsgewalt ueber das was wir produzieren, unsere Arbeitsbedingungen also. 
Das Kommando ueber die Arbeitsorganisation liegt in den Haenden des Kapitals, 
wir haben uns diesem Diktat zu unterwerfen. Daran aendern auch alle Floskeln von 
Mitbestimmung nichts. Hauptmerkmal und wesentliche Antriebsfeder des 
Kapitalismus ist die Profitmaximierung, mit der Folge, dass die kapitalistischen 
Unternehmen untereinander in einem staendigen Konkurrenzkampf stehen. Um sich 
Vorteile gegenueber den Konkurrenten zu verschaffen, versucht jedes Unternehmen 
dort, wo es sich durchsetzen laesst, Lohnkosten zu senken, die 
Arbeitsorganisation immer mehr zu rationalisieren, neue Maerkte zu schaffen. Die 
Folgen dieses unsinnigen Konkurrenzkampfes haben wir alle in doppelter Hinsicht 
zu tragen, sowohl am Arbeitsplatz, wo staendig die Anforderungen gesteigert 
werden, als auch in unserer ,,Freizeit" in der wir fortwaehrend den Folgen des 
kapitalistischen Raubbaus in Form der schleichenden Vernichtung unserer 
Lebensgrundlagen (Umweltzerstoerung, umweltbedingte Zunahme von seelischen und 
koerperlichen Erkrankungen) ausgesetzt sind. Der Kapitalismus als 
gesellschaftliches Verhaeltnis unterwirft uns und alle Bereiche unseres Lebens 
seinen Bedingungen. Er durchdringt unser gesamtes Leben, indem er jede 
Lebensaeusserung nur unter dem Gesichtspunkt der Nuetzlichkeit fuer die 
Profitinteressen betrachtet. Menschliche Beziehungen sind im Kapitalismus nur 
als Verhaeltnis von Kaeufern und Verkaeufern denkbar, die Lebensaeusserungen der 
Menschen werden zur Ware degradiert. Die Warenfoermigkeit setzt sich bis in die 
zwischenmenschlichen Beziehungen fort. Von klein auf wird versucht uns 
einzuimpfen, Beziehungen zu unseren Mitmenschen nur noch in Kategorien von ,,in 
jemanden investieren" und ,,eine Beziehung muss sich auszahlen" zu denken und in 
jedem oder jeder anderen einen Konkurrenten um Arbeitsplaetze, Wohnraum oder dem 
Platz am Fressnapf zu sehen. Statt Solidaritaet lehrt uns das kapitalistische 
Gesellschaftssystem Vereinzelung, Neid und Egoismus. Das ganze kapitalistische 
System ist darauf ausgerichtet, uns zu Spiegelbildern seiner eigenen kaputten 
Prinzipien zu degradieren. 
 
5.2. Kapitalismus beruht auf der Klassengesellschaft, auf der Spaltung in 
Ausbeuter und Ausgebeutete. Der Kapitalismus ist heute weltweit die herrschende 
Gesellschaftsform, egal ob er als ,,soziale Marktwirtschaft", ,,real 
existierender Sozialismus" oder in sonst einer Spielart auftritt. Er ist kein 
Naturgesetz, sondern ein gesellschaftliches Produktionsverhaeltnis. Sein 
wesentliches Merkmal ist es, dass wir Menschen, die den gesellschaftlichen 
Reichtum erarbeiten nicht die Verfuegungsgewalt ueber die Produktionsmittel und 
das Produkt unserer Arbeit haben. Stattdessen liegt die Entscheidung, was, 
wieviel und wie produziert wird, in den Haenden von privaten Kapitalgruppen oder 
in der Hand selbsternannter gesellschaftlicher Eliten oder ,,Arbeiterparteien". 
Mit dieser Macht machen sie Gesetze, benutzen sie ihre Staatsmaschinerie, wollen 
sie uns ihre Werte und Moral aufzwingen, um uns entweder zu ueberzeugen fuer 
ihre Interessen zu arbeiten oder uns dazu zu zwingen. 
 
Zwischen ihnen und uns besteht ein Widerspruch, der Klassengegensatz. 
IhreInteressen sind mit unseren grundsaetzlich unvereinbar. Sie wollen unsere 
unbeschraenkte Verwertbarkeit, wir wollen unser Wohlergehen und 
Selbstbestimmung. So einfach wie es auf den ersten Blick scheint, ist es jedoch 
nicht. Innerhalb beider Klassen bestehen Widersprueche, Einzelinteressen, die 
dem jeweiligen Gesamtinteresse durchaus zuwiderlaufen koennen. Die fortwaehrende 
Entwicklung der Produktion und der Lebensbedingungen im Kapitalismus zerreisst 
staendig alte Strukturen und schafft neue, ohne dass sich am grundlegenden 
Verwertungsprlnzip jedoch Entscheidendes aendert. Diese hohe Flexibilitat, die 
es dem kapitalistischen System sogar ermoeglicht kritische Stroemungen zu 
integrleren und fuer sich nutzbar zu machen macht es deshalb erforderlich, 
staendig diese Veraenderungen zu beobachten. Diese Beobachtung ist eine wichtige 
Voraussetzung fuer eInen wirkungsvollen Klassenkampf. 
 
5.3. Der Kapitalismus unterliegt in Abstaenden Krisen. 
 
Die Ursachen der Entstehung von Krisen sind unterschiedlichster Art. Sie koennen 
als Reaktion auf Lohnkaempfe der Beschaeftigten auftreten, ebenso wie durch 
Rohstoffverknappung, Wegfall von Absatzmaerkten, Umstrukturierungen im Rahmen 
der weltweiten kapitalistischen Arbeitsteilung usw. Als Reaktion darauf versucht 
das Kapital stets dem drohenden Sinken der Gewinne entgegenzuwirken, was fuer 
uns fast immer die gleichen Folgen hat. Es kommt zu Lohnkuerzungen, 
Massenentlassungen, Verteuerung von Waren. Produktionszweige werden ins billiger 
produzierende Ausland verlagert und innerbetriebliche Umstrukturierungen 
vorgenommen. Indem wir in Beschaeftigte und Nichtbeschaeftigte, Festangestellte 
und Aushilfen, AuslaenderInnen und Deutsche, Maenner und Frauen gespalten 
werden, soll eine Solidarisierung, soll Widerstand verhindert werden. Eine 
Produktionskrlse hat stets auch die Reduzierung der unproduktiven Bereiche 
(Sozialleistungen, Bildung, Kultur usw.) zur Folge. Da durch diese 
Verschlechterung der Lebensbedingungen In Folge einer Krise unter Umstaenden die 
Unzufriedenheit der Betroffenen waechst, versucht der Staat durch 
gesetzgeberische Massnahmen oder durch vorbeugende Reglementierungen (zB. 
Beschneidung des Streikrechts, Verschaerfung der Bedingungen fuer 
Wohlfahrtsempfangerlnnen) Organisierungsversuche oder Widerstand der Betroffenen 
zu verhindern. 
 
5.4. Die kapitalistische Produktionsweise hat die Welt weitgehend erobert. Sie 
hat nlchtkapitalistlsche Wlrtschaftsformen unterworfen, umgewandelt oder 
zerstoert und damit den Weltmarkt hergestellt. Der Reichtum der entwickelten 
kapitalistischen Laender gruendet sich zu einem wesentlichen Teil auf die 
Ausbeutung der Menschen der sogenannten 3. Welt und zunehmend auf die 
neuentstehenden Maerkte In Osteuropa. Diesen Laendem faellt im Zuge der ln 
tematlonalen kapitalistischen ArbeitsteIlung die Rolle als billiger Rohstoff 
-und Nahrungsmitteilleferant einerseits und als Absatzmaerkte fuer Fertigwaren 
andererseits zu. Ausserdem werden teilweise lohnintensive und umweltverseuchende 
Produktionszwelge in diese Laender ausgelagert, wovon jedoch nur die herrschende 
Klasse dort profitiert. Da die Folge dieser Entwicklung meist die 
weltmarktorientierte Spezialisierung auf ein oder einige wenige Produkt(e) ist, 
erhoeht sich die Abhaengigkeit vom kapitalistischen Weltmarkt immer mehr. Als 
Ergebnis dieser Entwicklurg ist der Lebensstandard des weitaus groessten Teils 
der Menschen In den Laendern der ,,3.Welt' in den letzten vierzig Jahren 
staendig gesunken, absolute Verelendung, massenhafter Hunger, Zerstoerung der 
Umwelt breiten sich aus. Laender, die sich noch vor wenigen Jahrzehnten selbst 
mit Nahrungsmitteln versorgen konnten, sind nun abhaengig von 
Lebensmittelspenden oder - einkaeufen. 
 
5.5. Ein zentrales Merkmal des Kapitalismus Ist die Geldwirtschaft. Mit deren 
Entwicklung haben Banken, die die Geldgeschaefte taetigen, eine immerwichtigere 
Rolle uebernommen. Geld hat in allen zur Zeit existierenden Gesellschaften die 
Funktion des einzigen Wertmassstabes. Alle Werte - von Gütem bis zu 
Dienstleistungen und zwischenmenschlichen Beziehungen - werden in Geld 
ausgedrueckt. Banken steuern und kontrollieren Im kapitalistischen System durch 
die Kapitafluesse, die ungeheuren Geldmengen, die von ihnen bewegt werden, die 
Politik aller Unternehmen. in Staaten mit Zentralverwaltungswirtschaft (sogenannte 
Planwirtschaft) uebernehmen diese Rolle die staatlichen Plankommissionen. Die 
Banken, ins besondere die Grossbanken, werden durch wachsende Beteiligungen an 
Konzernen, Holdings (Beteiligungsgesellschaften) und Einzelfirmen sowie durch 
Aufsichtsrats - und Vorstandssitze in zunehmenden Masse zum ideellen 
Gesamtkapitalisten. In Ihnen wird wirtschaftliche Macht besonders deutlich 
sichtbar. Internationale Banken (z.B. IWF, Weltbank) schreiben Staaten, die bei 
ihnen Kredite aufgenommen haben oder aufnehmen wollen, ihr gesellschaftliches 
und wirtschaftliches Leben bis ins Einzelne vor. Dadurch sind in letzter 
Konsequenz alle Menschen, die von Loehnen oder gleichgestellten Leistungen 
abhaengig sind, betroffen. Die Macht, die die Banken haben, wird von diesen 
systemstabilislerend und profitsichernd eingesetzt. 
 
5.6. Wissenschaft, Forschung und Bildung werden von kapitalistischen 
Verwertungsbedingungen gepraegt und sind an ihnen ausgerichtet. 
Wissenschaftliche Forschung und Lehre dient Im kapitalistischen System Im 
Wesentlichen zwei Zwecken: Zum einen der sofortigen oder spaeteren 
wirtschaftlichen Verwertbarkeit In Forrn von technologischen Entwicklungen zur 
Steigerung der Produktivitaet, der weiteren Rationalisierung und der Entwicklung 
neuer Produkte und Produktionsmethoden (Produktionsforschung). Zum zweiten der 
Gewinnung von gesellschaftspolitischen Erkenntnissen und Ideologien, die zur 
Festlegung des kapitalistischen Systems oder seiner erhoehten 
Anpassungsfaehigkeit dienen. Da nahezu jede Wissenschaft und Forschung von Staat 
und Kapital kontrolliert und finanziert werden, gibt es keine von den 
kapitalistischen Verwertungsinteressen unabhaengige Wissenschaft 
 
5.7. Der Kapitalismus fuehrt zur Zerstoerung unserer natuerlichen 
Lebensgrndlagen. Die Zerstoerung unserer Umwelt hat ihre wesentlichen Gruende in 
der kapitalistischen Wirtschaftsweise. Wie alle anderen Guter auch betrachtet 
das Kapital Natur, Leben und Umwelt nach ihrer Verwertbarkeit. Fuer das einzelne 
kapitalistische Unternehmen ist es profitabler unter krankmachenden 
Arbeitsbedingungen kurzleblge und ungesunde Produkte herzustellen, da die daraus 
resultierenden Kosten - z.B. Gesundheitswesen und Abfallwirtschaft - von der 
Allgemeinheit getragen werden. Auf das gestiegene oekologische Bewusstsein und 
die Erkenntnis, dass die vollstaendige Zerstoerung der Erde auchdas Ende des 
eigenen Systems mit sich braechte, reagieren Teile des Kapitals mit der 
Schaffung einer profitbringenden ,,Umweltschutz" -Technologie und Industrie, die 
zum einen die schlimmsten Folgen der Naturzerstoerung mildem soll, zum andern 
wieder neue Absatzmaerkte schafft. So verdient ein Teil des Kapitals an dem 
Dreck, mit dem uns der andere Teilverseucht, die Zeche zahlen nicht die 
Verursacher, sondern wir alle. Umweitschutz im Kapitalismus richtet sich gegen 
die Folgen der Umweltzerstoerung, nicht gegen seine Ursachen, naemlich die 
kapitalistische Produktionsweise selbst Die oekologische Frage ist letztendlich 
nur durch ein nichtkapitalistisches Wirtschaftssystem zu loesen. 
 
B: UTOPIE 
 
Anarchosyndikalismus ist eine konkrete Vorgehensweise, aus den gegebenen 
Verhaeltnissen heraus zur herrschaftsfrelen Gesellschaft zu gelangen. Die 
Erkenntnis, dass vom Internationalen Kapital ueber die Nationalstaaten bis zu 
unserem Alltag die Unterdrueckung, Entmuendigung, Ausbeutung durch persoenliche, 
wirtschaftliche und politisch/militärische Herrschaftsmechanlsmen funktioniert, 
fuehrt zur grundsatziichen Ablehnung und Bekaempfung von Herrschaft. D.h.: Unser 
Ziel ist Herrschaftsioslgkeit - das Recht und die Moeglichkeit des einzelnen 
Menschen, seine Faehigkeiten zu entfalten; und die gemeinschaftliche 
Selbstverwaltung aller Menschen, ohne Fuehrerinnen und ohne Zwang. 
Herrschaftslosigkeit entsteht nicht von alleine. Nicht heute und auch nicht 
eines fernen Tages nach der ,,grossen Revolution". Sie ist auch nicht in den 
Verlauf der Geschichte durch eine hoehere Gesetzmaessigkeit hinter der 
Zielgeraden eingebaut. Wir haben keine ,,hoeheren" Verbuendeten. Wir sind auf 
uns selbst gestellt Was wir erreichen, Ist nur, was wir uns selber schaffen 
-mehr nicht. Was wir erreichen koennen, gibt uns den Ansporn, vorwaerts zu 
gehen. Die Verwirklichung der Herrschaftslosigkeit beginnt hier und jetzt. Die 
Rahmenbedingungen dafuer zu erkaempfen, ist die eine Sache. 
 
Der Herrschaft entgegenzutreten, die Herrschaftsmechanismen auf allen Ebenen 
infrage zu stellen, aufzubrechen. Da verstehen wir uns als eine Kraft der 
Verneinung des Bestehenden. Da sind wir umstuerzlerisch und im unvereinbaren, 
grundsatzlichen Widerspruch zu allen Herrschaftssystemen. Die andere Sache ist, 
was wir dem Bestehenden entgegensetzen. Da geht es uns darum, schrittweise eine 
neue Weit Inder Schale der alten zu entwickeln. Da verstehen wir uns als eine 
schoepferische, aufbauende Kraft. Indem wir uns und andere zu selbst-bestimmtem 
Handeln ermutigen, unserem Zusammenschluss schon heute die Form geben, die wir 
uns fuer eine andere Gesellschaft wuenschen. So entsteht die Vorstellung einer 
neuen Gesellschaft - nicht als ein schoener Traum vor dem boesen Erwachen, 
sondern aus den konkreten Erfahrungen hier und jetzt. Diese Erfahrungen sagen 
uns, dass es nicht genuegt, die Herrschaft zu entlarven und die Herrschenden 
abzusetzen. Direkte Demokratie muss vorbereitet, geuebt, erlernt, immer wieder 
von neuem entwickelt werden. Sie muss vor allem in einer gemeinsamen, 
verbindlichen Form organisiert werden. Gegen die bestehenden, hierarchischen 
Strukturen, die uns selbst schon in Fleisch Blut uebergegangen sind, muessen wir 
uns bereits auf der formalen, technischen Ebene direkt - demokratische 
Organisationsformen geben.. Und das ist laengst nicht alles: Unsere gewohnten 
Werte, Umgangsformen werden infragegestellt, muessen den Bedingungen der 
Selbstorganisation angepasst werden. Der schnellste Weg ist nicht unbedingt der 
richtige. 
 
Entscheidungsprozesse unter Beteiligung aller Betroffenen wirken zunaechst oft 
muehsam, zaeh, sind letztendlich jedoch fruchtbarer als jede Anordnung von oben. 
Der Entwurf einer neuen Gesellschaft haengt untrennbar mit den vorgefundenen 
Verhaeltnissen zusammen. Er kann nicht mehr sein, als eine Summe von Schluessen 
aus unseren bisherigen Erfahrungen. Mit unseren konkreten Erfahrungen waechst 
also auch die Vorstellung einer neuen Gesellschaft. Ein solcher Entwurf kann 
niemals etwas Starres, ein fuer alle Male Festgelegtes sein. Er entwickelt sich 
als Spiegel unserer Entwicklung. Eine Erfahrung aus Geschichte und Gegenwart 
besagt, dass die wirtschaftlichen Verhaeltnisse von zentraler Bedeutung sind. 
 
1. praegt die Organisation von Produktion und Verteilung die Gestalt einer 
Gesellschaft entscheidend. Hier konzentriert sich die Macht. Hier werden 
praktisch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens bestimmt. 
 
2. ersetzen die demokratischsten Ideen keine funktionierende Versorgung. Mit 
leeren Maegen lebt es sich einfach schlecht. Unser Ziel ist es daher, die 
Wirtschaft in Selbstverwaltung zu uebernehmen. Dazu muss die Entscheidung 
darueber, wie die Betriebe arbeiten, von den Arbeiterinnen selbst in 
Eigenverantwortung getroffen werden: ArbeiterInnenselbstverwaltung. Nur so wird 
die Verfuegungsgewalt ueber Produktion und Verteilung, ueber Arbeit und Leben 
vergesellschaftet, wird die Macht in der Wirtschaft dezentralisiert, entsteht 
eine Verantwortlichkeit von unten, in der die Menschen nicht mehr als Ware 
Arbeitskraft eingesetzt werden, sondern durch ihre schoepferische Kraft den 
gesellschaftlichen Reichtum schaffen. Die Koordination der Betriebe 
untereinander kann nicht dem Zufall oder dem Gesetz des Stärkeren ueberlassen 
werden. Sie bedarf einer Organisierung und Planung, die von unten kommt, und 
nicht von oben aufgesetzt wird, die gewachsen ist und nicht als buerokratischer 
Apparat funktioniert. Wenn die Arbeiterinnen ihre Betriebe uebernehmen, liegt es 
nah, die Koordination von Produktion und Verteilung dort zu organisieren, wo die 
Arbeiterinnen gemeinsam organisiert sind: in einer Gewerkschaft, die direkt - 
demokratisch aufgebaut ist und saemtliche Wirtschaftsbereiche erfasst. 
 
Die Organisation, die wir heute als Kampforganisation aufbauen, muss in sich 
schon die Elemente tragen, die zur Organisierung einer neuen Gesellschaft noetig 
sind: Die neue Welt in der Schale der alten entwickeln! Damit waere die Frage 
der Verfuegungsgewalt ueber Produktion und Verteilung grundsaetzlich geklaert. 
Die Frage, was und wieviel wofuer produziert und wie es verteilt werden soll, 
bleibt offen. Im Kapitalismus beantwortet sie sich nach den Profiterwartungen. 
In einer libertaeren Gesellschaft muss sie sich nach Bedarf und Beduerfnissen 
der KonsumentInnen entschieden werden. Wie die sogenannten ,,real existierenden" 
Staaten ausgiebig bewiesen haben, sind dafuer zentralistische 
Entscheidungsstrukturen unbrauchbar, da an den Beduerfnissen vorbei produziert 
wird und die Verteilung in der Buerokratie versandet. Der Konsumbedarf muss dort 
gedeckt werden, wo er entsteht: in den Haushalten, vor Ort, in den Kommunen und 
Gemeinden. Deshalb genuegt es nicht, sich allein in den 
Wirtschaftsorganisationen einer Gewerkschaft zu organisieren, sondern 
gleichzeitig ist eine regionale Organisierung notwendig, auf lokaler Ebene. Von 
hier aus koennen sich Kooperativen bilden, die ihren Bedarf als entscheidenen 
Faktor in die wirtschaftliche Koordination einbringen. So entsteht ein Netzwerk 
aus selbstverwalteten Betrieben und Kommunen, die im staendigen Kontakt 
miteinander ihre wirtschaftlichen, organisatorischen, aber auch politischen 
Fragen regeln: das Fundament einer selbstverwalteten Gesellschaft Entsprechend 
organisieren wir uns heute schon auf gewerkschaftlicher (Syndikate) und lokaler 
(Lokalfoederationen) Ebene in Branchen - und Ortsgruppen. Die Lokalfoederationen 
mit ihren Boersen (oertliche Kommunikationszentren) bilden auch die 
Basisstrukturen, aus denen heraus die uebrigen kommunalen Belange geregelt 
werden koennen. 
 
Oekonomische Fragen wie die der Architektur, der Wohnungsversorgung, der Energie 
- und Wasserversorgung, der Abfallbeseitiggung koennen von hier aus ebenso 
angegangen werden, wie dIe sozialen Fragen des Zusammenlebens, der Gesundheits 
-und Altersversorgung, der Kinder usw. undd schliesslich - nicht zuletzt - die 
kulturellen Fragen der Bildung, gemeinsamer Veranstaltungen etc. Das ganze 
gesellschaftliche Leben wuerde weitgehend dezentralisiert, was eine 
Voraussetzung zur kommunalen Selbstverwaltung darstellt. Diese kleinen Einheiten 
waeren zwar in den eigenen Entscheidungen autonom, gleichzeitig aber in einem 
notwendigen Prozess staendiger Koordination mit allen anderen gesellschaftlichen 
Ebenen und Bereichen. 
 
C: ORGANISATION, WIDERSTAND UND AKTION 
 
1. Wir kaempfen fuer eine herrschaftslose Gesellschaft! Deshalb richtet sich 
unser Widerstand gegen die verschiedenen, ineinander verflochtenen 
Herrschaftsformen: Gegen die Unterwerfung aller Lebensbereiche unter die 
kapitalistische Verwertungslogik. Gegen die staatliche Bevormundung und 
Unterdrueckung! Gegen das Patriarchat, das durch die traditionelle Unterwerfung 
von Frauen Herrschaftsverhaeltnisse zernentiert und immer wieder neu 
installiert! Gegen Rassismus, weil er Menschen auf Grund ihrer Herkunft und 
Hautfarbe willkuerilch in ,"wertvolle" und "minderwertige" spaltet. 
 
2. Mittel und Methoden unseres Vorgehens sollen unsere Ziele sichtbar machen! In 
Auseinandersetzungen geht es uns nicht darum, Etappenziele so schnell wie 
moeglich, und egal mit welchen Mitteln, zu erreichen. Mit Mitteln der Herrschaft 
laesst sich keine Herrschaftsfreiheit verwirklichen. 
 
2.1. Deshalb organisieren wir uns schon heute auf der Grundlage prinzipiell 
gleicher Rechte und Pflichten fuer alle, nach dem Prinzip der direkten 
Demokratie. Nach dem Prinzip freier Vereinbarungen haben alle das Recht, an 
saemtlichen Entscheidungen mitzuwirken, die sie betreffen. Deshalb hat niemand 
in der FAU einen Fuehrungsanspruch, niemand einen Anspruch darauf, gefuehrt zu 
werden. Das setzt ein hohes Mass an Eigenverantwortlichkeit voraus. Bindend sind 
nur Entscheidungen, die von Mitgliedern gemeinsam gefunden wurden. Delegierte, 
denen bestimmte Aufgaben fuer begrenzte Zeit uebertragen wurden, koennen 
jederzeit abgewaehit werden (Imperatives Mandat). Dementsprechend haben wir uns 
organisiert: 
 
1. Unsere Arbeitsgrundlage ist die verbindliche Basis, auf die sIch alle 
Mitglieder geeinigt haben. Sie kann jederzeit geaendert, erweitert oder erneuert 
werden. 
 
2. Auf dieser Grundlage entwickelt jede Gruppe eine eigenstaendige, 
selbstbestimmte Arbeit. Ihre Autonomie geht soweit, wie sie die Selbstbestimmung 
einer anderen FAU-Gruppe nicht einschränkt. Gegenseitige Kritik und Ermutigung 
ist dabei sehr wichtig! 
 
3.Der ueberregionale und internationale Informationsfluss und die Koordinierung 
der Zusammenarbeit wird von gemeinsam ernannten Delegierten mit ,,Imperativen 
Mandat' organisiert. 
 
4. Nach dem gleichen Prinzip Ist unsere Internationale, die Internationale 
Arbeiter- Assoziation (IAA) aufgebaut. 
 
Diese Struktur ermoeglicht eine Organisierung ohne Fuehrerinnen bzw. befehlende 
Zentralkomitees. Wir nennen das "direkte Demokratie". So ist die FAU nur so gut 
oder schlecht, wie die Beteiligten an ihr und durch sie arbeiten! Die 
Organisation ist fuer uns also ein Mittel zur sozialen Emanzipation, kein 
Selbstzweck. 
 
2.2. In unserer Arbeit wollen wir individuelle Selbstbestimmung und gemeinsames 
Handeln lernen und umsetzen! Das Persoenliche und das Kollektive sollen in einer 
Wechselwirkung zueinander stehen. Dadurch, dass wir uns einzeln - und gemeinsam 
aneinander - entwickeln, wachsen unsere Faehigkeiten,, gemeinschaftlich zu 
handeln, miteinander gleichberechtIgt umzugehen, selbstsicherer und 
selbstbestimmter zu werden, Bedrohungen standzuhalten. Im taeglichen Umgang 
miteinander versuchen wir die subtilen Herrschaftsstrukturen aufzuspueren, zu 
erkennen und zu beseitigen. So bereiten wir uns im Kleinen auf ein grosses Ziel 
vor. 
 
2.3. Wir handeln nicht stellvertretend fuer andere, sondern fuer uns selbst! Es 
geht uns nicht darum, irgendwelche ,,Massen" vor unseren Karren zu spannen, 
sondern aus unseren konkreten Erfahrungen heraus dort Widerstand und 
Perspektiven zu entwickeln, wo wir stehen. Wir handeln aus unserer sozialen 
Situation heraus, ohne unsere Macht an Parteien, Institutionen und andere ,,Fuehrer' 
abzugeben. Das nennen wir ,,direkte Aktion". Der Begriff ,,direkte Aktion" 
umfasst alle Kampformen, die ohne Einschaltung von Vermittlem oder Autoritaeten 
unsere Interessen direkt durchsetzen. Dazu gehoeren Selbstorganisation, 
selbstorganisierte Besetzungen, Boykotts, Streiks, Sabotage etc... 
 
2.4. Jede Befreiung, die heute begonnen werden kann, soll heute begonnen werden! 
 
Wir glauben nicht an einen vorbestimmten Verlauf der Geschichte. Geschichte ist 
nach vorne hin offen. Deshalb warten wir mit der Verwirklichung unserer Ziele 
nicht, bis angebliche ,~wissenschaftliche" Voraussetzungen erfuellt sind. Warten 
auf die ,,Entfaltung der Produktivkraefte", auf die ,,Buergerliche Revolution", 
oder auf die ,,Diktatur (im Namen) des Proletariats" vertroestet uns auf den 
Sanktnimmerleinstag! Das Verhaeltnis zwischen den Geschlechtern Ist gepraegt 
durch die Abwertung, Unterwerfung, Benutzung und Vernutzung von Frauenl Wir 
beanspruchen, hier und heute gegen dieses Herrschaftsverhaeltnis in und um uns 
vorzugehen! Wir - Maenner wie Frauen - muessen zunaechst bei uns selbst 
ansetzen: das Gewohnte infragestellen; die oft verschleierte Herrschait der 
Maenner, Selbstverleugnung der Frauen erkennen und aufbrechen; unsere 
Sichtwelsen, Umgangs- und Dlskussionsformen hinterfrragen und aendern. Diese 
Auseinandersetzung steht immer wieder an. Wir sind eben nicht die besseren 
Menschen, sondern muessen uns gegen patrlarchale Gewohnheiten immer wieder 
wehren. 
 
3. Solange wir kapitalistischen Ausbeutungs- und Verwertungsbedingungen 
unterworfen werden, verstehen wir uns als Klassenkampf Organisation! Um unseren 
Lebensunterhalt zu sichern, werden wir zur Lohnarbeit gezwungen. Um ein Dach 
ueber dem Kopf zu haben, wird uns Miete abgepresst. Um Grund und Boden 
gewinnbringender zu verwerten, werden unsere Wohnraeume und Stadtteile zerstoert. 
Damit die Herrschenden noch groessere und bessere Geschaefte machen, wird unsere 
Nahrung vergiftet, unsere Umwelt zerstoert. Und um fuer all das ein gut 
geschmiertes Rad im Verwertungsprozess zu werden, erhalten wir eine passende ,,Erziehung","Ausbildung" 
oder ,,duerfen studieren". Offensichtlich wird gegen uns sowieso ein 
,,Klassenkampf von oben" gefuehrt! Unsere Antwort darauf ist Klassenkampf von 
unten: Wir erfahren taeglich das engmaschige Netz kapitalistischer Unterwerfung, 
und greifen es aus der Unterwerfung heraus an. Denn ohne Beseitigung dieser 
Unterwerfung ist keine herrschaftslose Gesellschaft denkbar. Klassenkampf ist 
der Kampf um die Aufhebung der Klassengesellschaft. 
 
3.1. Reform, Reformismus und Revolution 
 
3.1.1. Reformen sind Immer Bestandteil des Kampfes der Ausgebeuteten und 
Unterdrueckten gewesen. Sie sind alltaegliche Schritte zur Verbesserung der 
Lebenssituation. Die Verbesserung der unmittelbaren Lebens- und 
Arbeitsbedingungen Ist ein berechtigtes Interesse der ausgebeuteten und 
unterdrueckten Klassen. Ebenso die Festschreibung erkaempfter Rechte und die 
Begrenzung von Ausbeutung gegenueber dem Kapital. 
 
3.1.2 Wir sind keine Gegner von Reformen, aber wir lehnen den Reformismus als 
Strategie ab. 
 
Jede reale Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, jedes groessere Mass 
politischer Freiheit ist Teil (wie Bedingung) des Kampfes fuer eine bessere 
Gesellschaft, bedeutet die Erweiterung der Macht von unten. Solche konkreten 
Verbesserungen abzulehnen Ist sektiererisch (zumal in nichtrevolutionaeren 
Situationen). Allerdings verbleiben Reformen in den Grenzen der real 
existierenden Eigentums- und Machtstrukturen, im Rahmen der kapitalistischen 
Gesellschafts(un)ordnung. Mehr noch: Die Beschraenkung auf Reformen, auf die 
,,Reformierung" der Gesellschaft traegt letztlich nur zur Stabilisierung der 
Ausbeutungs- und Unterdrueckungsverhaeltnisse bei. Die schaerfsten Konflikte 
werden gemildert, die unvereinbaren Widersprueche in der Gesellschaft 
entschaerft, einige der groebsten ,,Fehlfunktionen" des Kapitalismus repariert - 
zeitweilig. Die Strategie, durch Reformen ,,Schritt fuer Schritt" zu einer neuen 
Gesellschaft zu kommen, ist eine Illusion. Sofern durch reformistisches Handeln 
das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft aufgegeben wird, handelt es sich um den 
Samthandschuh, in dem die eiserne Faust der staatlichen Unterdrueckung steckt 
 
3.1.3. Eine grundlegende Veraenderung der bestehenden Verhaeltnisse Ist nur 
durch eine vollstaendige Umgestaltung, die soziale Revolution, zu erreichen. 
 
3.2 Wir gehen gegen die kapitalistischen Verhältnisse dort vor, wo wir von ihnen 
betroffen sind! 
 
So, wie wir jeder Stellvertreter-Politik unser selbstbestimmtes Handeln 
entgegensetzen, so koennen wir auch nicht den Anspruch erheben, stellvertretend 
fuer andere den Klassenkampf zu fuehren. Es geht uns vielmehr darum, von dort 
aus, wo wir uns jeweils befinden, klassenkaempferische, selbstbstimmte Ansaetze 
von unten anzuregen und voranzutreiben. Das kann in der Lohnarbeit wie auf den 
Arbeits- und Sozialaemtern, im Wohngebiet wie bei Vermieterinnen, in 
Ausblldungsverhaeltnissen wie bei Preissteigerungen sein. Eine Funktion der 
Organisation ist es dann, dazu beizutragen, die verschiedenen Ansaetze und 
Auseinandersetzungen zu verbinden, uns gegenseitig zu unterstuetzen, die 
Isolation der einzelnen Kaempfe aufzuheben. 
 
3.3. Betriebe und Ausbildungsstatten sind zentrale Orte unseres Widerstandes! 
 
Die meisten von uns verbringen den groessten Teil ihrer Wochentage in Betrieben 
und Ausbildungsstatten. Die Arbeit prägt unser gesamtes Leben ueber die direkte 
,,Arbeitszeit' hinaus in die sogenannte ,,Freizeit" hinein. Schon deshalb ist 
Betriebsarbeit fuer uns von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus sind Betriebe 
die Orte, wo der Mehrwert unmittelbar geschaffen wird. Unser Eingreifen hier 
trifft das System an seiner Grundlage. Als Arbeiterinnen sehen wir unsere 
zentrale Aufgabe darin, in Betrieben eine (Gegen-) Macht aufzubauen und durch 
direkte Aktionen auszuüben. 
 
3.4. Der DGB Ist fuer uns keine "NeueHeimat" Wir halten es fuer aussichtslos, 
den DGB zur (revolutionaeren) Klassenkampf-Organisation machen zu wollen. 
 
Deshalb lehnen wir die immer wiederkehrenden Versuche vieler Linker ab, die 
sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften zu unterwandern. Die hierarchischen 
Strukturen des DGB verhindern selbstständiges Handeln. Ziel und Zweck des DGB's 
und seiner Einzelgewerkschaften Ist die Kanalisierung von Unmut und Widerstand 
in systemerhaltende Bahnen. Sogenannte ,,Gewerkschaftsoppositionelle Arbeit" 
staerkt letztlich nur den Apparat, indem die Organisation an der Basis aktiv 
bzw. attraktiv gehalten wird. 
 
3.5 Deshalb bauen wir eigene Betriebs- und Branchenstrukturen auf! Unser Ziel 
Ist die Schaffung einer direkt-demokratischen Gewerkschaft. 
 
3.5.1. Organisatorische Grundlage unserer Arbeit in den Betrieben sind 
direktdemokratische Betriebsgruppen. Neben der Wahrnehmung unserer rein 
betrieblichen Belange sehen wir diese Strukturen mittelfristig als Gegenmacht zu 
den sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften und den, dem Untemehmenswohl 
verpflichteten, Betriebsraeten. Da die offiziellen Betriebsraete als 
parlamentarisch aufgebaute Instanzen die grundsaetzlichen Interessen der 
Arbeiterinnen nicht durchsetzen koennen (dazu sind sie nicht geschaffen worden), 
lehnen wir diese ab. Dagegen setzen wir als Ziel, die Vollversammlung zum 
obersten Entscheidungsorgan der Belegschaft zu machen. 
 
3.5.2 Neben der Organisierung auf geographischer Ebene (Ortsgruppen, regionale, 
bundesweite und internationale Foederationen), schliessen sich die 
Betriebsgruppen einer Branche (z.B. Metall, Gesundheit, Druck, aber 
selbstverstaendlich auch Erwerbslose, (Hoch-)Schuelerlnnen) zu bundesweiten (moeglIchst 
internationalen) Syndikaten zusammen. Die Branchengruppen sind ein erster 
Schritt zur Schaffung dlrektdemokratischer Gewerkschaften 
 
3.5.3 Gegen die von den Herrschenden geschaffene Trennung zwischen den Menschen 
durch Grenzen und Nationalismus verstehen wir uns als lntemationalistinnen! 
Tatsaechlich verlaeuft weitweit eine Trennungslinie zwischen uns und den 
Herrschenden, durch ihre offene oder verschleierte Unterdrueckung, durch den 
Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, durch die Klassengegensaetze. Dagegen 
benutzen die Herrschenden die Unterschiede zwischen den Sprachen, den Kulturen, 
den Hautfarben, um uns nach dem Motto: ,Teile und herrsche!" zu spalten. Diese 
Unterschiede sind jedoch an sich nicht trennend, sondern koennen zur Erweiterng 
unseres Blickfeldes dienen. Internationalismus heisst fuer uns nicht 
Unterschiede ueber einen Kamm zu scheren, sondern aus verschiedenen kulturellen 
Bedingungen heraus einen gemeinsamen Kampf fuer eine herrschafts- und 
klassenlose Welt zu entwickeln. Das bedeutet konkret, dass wir 
selbstorganislerte, nicht von den herrschenden Apparaten abhaengige , 
antikapitalistische und antistaatliche Bewegungen von unten nach Kraeften 
unterstuetzen. Dabei ist es uns wichtig, einen direkten Draht zu Beteiligten zu 
bekommen. Dazu arbeiten wir in der Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA) 
mit anarchosyndlkalistischen und revolutionaersyndikalistischen 
Schwesterorganisationen weltweit zusammen. 
 
3.5.4. In unserem Vorgehen legen wir uns weder auf Gewaltlosigkeit noch auf 
Gewalt fest! Die Wahl unserer Mittel ergibt sich aus den konkreten Situationen 
und Zielen! Wir kritisieren die Verselbstaendigung ,,militaerischer"' 
Vorgehensweise in bestimmten Gruppen ebenso, wie die Selbstbeschraenkung anderer 
Gruppen auf eine ,prinzipielle Gewaltfreiheit". Eine sozialrevolutionaere 
Bewegung gruendet sich weder auf militaerische Aktionen einer ,,Elite" noch auf 
das politische Dogma ,,Gewaltfreiheit", sondern auf der Entwicklung einer 
breiten sozialen Gegennacht. Eine persoenliche Entscheidung zur ,,Gewaltlosigkeir' 
steht dem nicht entgegen. Allerdings koennen wir uns nicht vorstellen, dass die 
Herrschenden eines Tages aufgrund moralischer Appelle abdanken koennten. 
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